Gerade kann sie keine Verantwortung tragen. Weinend kratzt der Füller auf dem Papier – hinterlässt Phrasen der erkrankten Seele, die unerhört im Raum steht. Ihr Körper ist gegen ihren Willen vereinnahmt, Selbstzweifel überschwemmen ihre Gedanken und berauben sie des hoffnungsvollen Blicks in eine Zukunft. Unliebsam wird sie in die Tiefe gezogen, während da kein anderer Wunsch ist, als trotz ihrer Krankheit geliebt zu werden.
Da schießt ihr der Gedanke durch den Kopf: Ich bin nicht alleine.
Vertrauen, aufgefangen zu werden und Mut, sich zu öffnen, tun sich ihr auf. Wo sie sich auf die Lippen biss, unterdrückte Tränen weinte und sich von Trostlosigkeit umschlungen wiederfand, öffnet sie WhatsApp und schreibt:
»In mir treibt heute die Depression ihr Unwesen. Ich würde mich freuen dich zu sehen.«
Etwas später steht ihre Freundin mit innigen Umarmungen und einem offenen Ohr vor ihrer Tür. Mitgefühl und Herzlichkeit stehen ihr gegenüber, während sie sie in ihr Haus einlässt.
Plötzlich sind da Menschen, denen sie ihre Gefühlsfarben zeigt, plötzlich sind da Menschen, die sie zu lieben beginnt.
Und ihre Freundin fühlt mit, mit ihrer Scham, ihrer Trauer, ihrer Angst, umarmt sie und schenkt ihr die vermisste trostspendenden Hände, die sie nicht gewohnt war.